Schon Freiherr Knigge stellte vor rund 300 Jahren fest, dass es mit den zwischenmenschlichen Begegnungen gar nicht so einfach ist. „Über den Umgang mit Menschen“ nannte er denn auch seinen Bestseller, der ein auch heute noch erstaunlich passendes Gedankengut über soziales Verhalten präsentiert.
Menschen wollen beachtet werden, erwarten Respekt und legen Wert auf gute Beziehungen. Wie unterschiedlich diese Bedürfnisse interpretiert werden können, musste unlängst ein Auszubildender erfahren. Als der Meister in den Besprechungsraum kommt, will der junge Mann zur Begrüßung aufstehen. Der Meister winkt ab: „Bleib mal ruhig sitzen. Mit so was fangen wir gar nicht erst an.“ Kurze Zeit später kommt einer der Geschäftsführer dazu. Der Auszubildende behält Platz, so wie es ihm sein Vorgesetzter gerade gesagt hat. Nach der Besprechung beschwert sich der Geschäftsführer an anderer Stelle über das unmögliche Verhalten einiger Auszubildender.
Wie man´s macht, ist es verkehrt – was also tun? Fingerspitzengefühl in der jeweiligen Situation heißt das Zauberwort. Mit Empathie und einer guten Beobachtungsgabe lässt sich leichter entschlüsseln, welches Verhalten in welchem Kontext angebracht ist. Was für den einen passt, stößt dem anderen sauer auf. Da hilft nur Handlungsflexibilität. Schließlich wünschen sich über 80% der Führungskräfte bessere Umgangsformen am Arbeitsplatz. Und das hat nichts mit leeren Floskeln oder automatisiertem Abspulen von Verhaltensmustern zu tun. Die Etikette-Regeln haben immer einen tieferen Sinn und führen letztendlich auf ein Grundbedürfnis der Menschen zurück: Anerkennung!