Ich liebe Weiterbildung. Nicht nur, weil ich Trainerin bin. Ich probiere gerne selbst neue Methoden aus. Ein schamanischer Workshop zur Selbstheilung und Erkenntnis? Warum nicht? Gesehen, gebucht! Voller Erwartung, die Ankündigung verspricht Großes, reise ich an.

Verwundert mich zunächst der Veranstaltungsort, ein gesichtsloses Kongresszentrum, entsetzt mich die Menschenflut, die in den Vortragssaal strömt. Assistenten, die mit ihrer kühlen Professionalität an Flugbegleiter erinnern, teilen die Herde auf, reichen Werbebroschüren, verkaufen Wasserflaschen für happige 4 Euro. Die erste Ernüchterung fühlt sich an wie ein kalter Wasserguss.

Wichtiger als der Rahmen sind die Inhalte, ermahne ich mich. Doch was der berühmte Referent aus Übersee an Allgemeinplätzen von sich gibt, kann jeder in Wikipedia nachlesen. Die wenigen Fragen, die zugelassen werden, beantworten seine Assistenten stets mit dem Hinweis auf weiterführende Seminare, die genau das betreffende Thema behandeln, oder die Kauf-DVD zum Einstieg, die strategisch geschickt am Saalausgang platziert ist.

Ob der Schamane im Amazonas, der Mr. America in sein geheimes Wissen eingeweiht hat, auch nur einen Bruchteil der Einnahmen erhält, wage ich zu bezweifeln. Geld für eine Dienstleistung zu verlangen, ist legitim. Geld für einen Workshop zu verlangen, der eine reine Verkaufsveranstaltung ist, halte ich für fragwürdig.

Was lernen wir daraus? Erleuchtung kostet extra! Vielleicht probiere ich es doch besser weiterhin mit Meditation …