Passieren Ihnen auch schon mal die dicksten Klöpse bei der Telefonakquise? Ein Schmankerl der besonderen Art tischte mir letztlich der Personalleiter eines national bekannten Transportunternehmens auf.

Im Gespräch bekräftigt er, dass man schon oft an Schulungen und Kommunikationstrainings teilgenommen habe und bestens versorgt sei. So weit so gut. Als ich ihm das Format des Stil-und-Etikette-Dinners serviere, unterbricht er mich direkt mit den Worten: „Stil haben wir schon und außerdem essen wir alle nur Grünkohl!“ Was für ein perfektes Beispiel kommunikativer Souveränität, denke ich mir. Meine spontane Erwiderung: „Und, Sie haben wohl nicht selbst am Seminar teilgenommen?“, verkneife ich mir gerade noch rechtzeitig. Stattdessen frage ich: „Und Ihre Kunden essen auch alle Grünkohl?“

Diese Situation erinnert mich an meine Zeit im Customer Service eines mittelständischen Unternehmens. Als wir Geschäftsbesuch aus Spanien bekommen und es auf die Mittagspause zugeht, lädt der Geschäftsführer, ebenfalls ein Vertreter der Grünkohl-Fraktion, in den Imbiss um die Ecke ein. Pommes mit Currywurst und Bratkartoffeln mit Frikadelle am Resopaltisch lassen die an Gaumenfreuden gewohnten Spanier schwer schlucken. Mir war das Ganze mehr als peinlich und ich hatte danach meine liebe Mühe, die derart mit Majo zugekleisterte Wertschätzung unserer Kunden neu zu aktivieren.

Meine Erwiderung übrigens kommt bei dem Transportunternehmer – wie zu erwarten – nicht gut an, Humor ist eben nicht Jedermanns Sache. Vor allem nicht in der heutigen Zeit. Denn nun geht eine Tirade über die vermaledeite Finanzkrise, die hungernden Kinder in Afrika und die bescheidene Lage allgemein auf mich nieder. Es sei eine Unverschämtheit, mit einem solchen Angebot an ihn heranzutreten, meint der Herr mit den geschulten Umgangsformen.

Dass ich nicht für seine wirtschaftlichen Verluste verantwortlich bin, scheint ihm nicht bewusst sein. Auch dass ich nicht der Meinung bin, der Welthunger könne gelöst werden, wenn wir in den westlichen Ländern nur noch Wasser und Brot – oder Grünkohl? – zu uns nehmen, spielt hier keine Rolle. Was ihm schon lange bitter aufgestoßen ist, kann er sich endlich mal von der Seele reden. Und endlich hört mal jemand zu. Ich lasse ihn reden…und überlege, ob ich ihm eine Coaching-Stunde dafür in Rechnung stelle!