Machen Sie doch mal folgendes Experiment: Schauen Sie in den Spiegel. Wieviele Ohren sehen Sie? Zwei? Nun, wenn Sie meinen, das sei die Realität, liegen Sie falsch. Wir Menschen haben nämlich vier (4!) Ohren!
Der Kommunikationsguru Friedemann Schulz von Thun hat das 4-Ohren-Modell entwickelt, um uns aufzuzeigen, dass wir Menschen ein und dieselbe Nachricht auf unterschiedliche Weise auffassen, je nachdem, mit welchem Ohr wir gerade hören.
Wie interpretieren Sie zum Beispiel folgende Aussage Ihres Chefs: „Na, machen Sie Feierabend?“ Hören Sie da Kritik heraus? Oder eher Neid? Verstehen Sie die Frage als Aufforderung? Oder fassen Sie seine Äußerung lediglich als Information auf? Entsprechend der 4 Ohren gibt es auch 4 Seiten einer Nachricht: die Sachebene, der Appell, die Selbstaussage und die Beziehungsebene.
Und ich wette, die folgende Situation haben Sie in ähnlicher Form schon einmal erlebt. Wenn ich meinem Mann sage: „Der Rasen ist wieder ganz schön gewachsen!“ Dann nickt er und erwidert:“Stimmt, ist mir auch schon aufgefallen.“ Meine Aufforderung „Schnapp Dir gefälligst den Rasenmäher!“ verklingt ungehört, denn mein Mann ist auf dem Appellohr fast taub. Umgekehrt haben Frauen die Tendenz, auf dem Appellohr besonders hellhörig zu sein. Eine lapidar dahin gesagte Bemerkung wie: „Boah, war das anstrengend.“, lässt uns oft in Aktionismus verfallen, ein kühles Bier holen und das Sofakissen zurecht rücken, obwohl unser Partner nichts dergleichen gefordert hatte, sondern nur seiner Erschöpfung Ausdruck verleihen wollte. Darin liegt die Crux: wir interpretieren die Aussagen anderer, statt sie zu hinterfragen.
Ein guter Tipp von Herrn Schulz von Thun und gleichzeitig Titel seines Bestsellers lautet: „Miteinander reden.“ Viel Spaß bei der Lektüre! Und wenn Ihnen mehr nach mündlichem Austausch ist, ergreifen Sie doch mal das Wort in einem meiner Kommunikationsseminare – für gespitzte Ohren und scharfe Zungen ein Gaumenschmaus!