So benimmt sich doch keine Dame – das werden sich nicht nur einige Briten gedacht haben, als die First Lady der Queen als freundschaftliche Geste den Arm um die Schultern legte. Wer ungefragt Hand an jemand legt, der kann sich schon mal auf was gefasst machen.
In einigen Kulturen gilt Körperkontakt in der Öffentlichkeit als tabu und auch hierzulande stößt manch einer auf Ablehnung, der sich allzu vertraulich nähert. Welche Konsequenzen so ein massiver Eingriff in die Privatsphäre haben kann, musste unlängst auch der Chef einer Firma im Rheinland am eigenen Leib erfahren: Statt des schon sicher im Sack geglaubten Auftrags holte er sich eine rüde Abfuhr, als er seinem Kunden kameradschaftlich auf die Schulter klopfte!
Warum ist das so? Wie wir inzwischen zu unserem Leidwesen wohl alle wissen, unterscheidet uns auch nach Abertausenden von Jahren nicht sehr viel von unseren Urahnen, die in Höhlen und auf Bäumen hockten, und deren Alltag darin bestand, sich im Kampf ums Überleben als Stärkster zu behaupten. Das Fluchtverhalten ist im Limbischen System, dem Reptiliengehirn, angesiedelt und hat Fred Feuerstein und Co. oft genug das Leben gerettet, wenn ein Bär von hinten seine Pranke auflegen wollte. Auch heute noch zeigen die wenigsten Menschen die Contenance einer Elisabeth II., die über stilistische Fettnäpfchen souverän hinweg sieht und sich weiter auf das gesellschaftliche Protokoll konzentriert.
Vielleicht lohnt sich ein Blick nach innen, um zu erfahren wie wir selbst die (lebens-) wichtigen Distanzzonen respektieren und wie sich das auf unsere Umgebung auswirkt. Wen die Innenschau nicht weiter bringt, dem sei ein Blick in den aktuellen Knigge empfohlen oder die Teilnahme an einem Stil & Etikette-Seminar, live und unmittelbar. Ob das angesichts der geringen Bärenpopulation heutzutage noch ausschlaggebend ist, um Ihr Leben retten zu können, weiß ich nicht. Dafür aber Ihren Job und Ihre Beziehungen! Und die sind schon lebenswichtig, oder?