Wenn Sie sich jetzt fragen, ob ich unter die Chirurgen gegangen bin oder ob mich eine Papst-Audienz verklärt hat, dann liegen Sie mit beiden Annahmen nicht ganz daneben.

Ja, ich war in Rom. Ja, ich war auch im Vatikan – allerdings aus kunsthistorischem Interesse. Neben Italien-üblicher Klischees wie Vespa, Pizza, Gelato und Espresso bietet dieses Fleckchen Erde alles auf einmal: Mehrere Tausend Jahre Menschheitsgeschichte auf ein paar Quadrat(kilo)metern friedlich vereint und für alle sichtbar.

Als ich auf der Via dei Fori Imperiali stehe, schweift mein Blick nach links zum Colosseum, über das Forum Romanum, hinauf zum Capitol und nach rechts zum Vittoriano. Und während ich Revue passieren lasse, wofür diese Baudenkmäler stehen, trifft mich die Erkenntnis wie ein Blitz: Rom ist in uns allen! Rom ist wie ein Mensch, der von innen nach außen gestülpt wurde. Mut und Kampfgeist, Verehrung und Opferbereitschaft, Siegeswillen und Wissensdurst, Harmoniebedürfnis und Gerechtigkeitsstreben – all diese Anteile finden wir, wenn auch tief vergraben, in uns selbst.

Und so wie das heutige Rom geprägt ist durch das Kommen und Gehen unzähliger Generationen, so sind auch wir geprägt durch das Leben und Schaffen unserer Vorfahren. Ob uns das nun passt oder nicht. Sie sind nie im Leben so rechthaberisch wie Ihr Großvater? Dann achten Sie das nächste mal darauf, wie Sie reagieren, wenn sich beim Bäcker wieder jemand vordrängelt!
Vielleicht fällt Ihnen ja spontan oder später ein, welche Eigenschaften Sie an Ihren Großeltern schätzten. Dann überlegen Sie einmal, in welchen Situationen Sie dieselbe Stärke schon gezeigt haben. Oder wann Sie diese Ressource in Zukunft gebrauchen können?

Und vielleicht machen Sie es ja wie ich und nehmen zur nächsten wichtigen Veranstaltung Ihre Oma als „imaginäre Verbündete“ mit. Wirkt wahre Wunder – so wie ein Kurztrip nach Rom!15