„Ich will, dass alle Augen auf mich gerichtet sind, sobald ich den Konferenzraum betrete.“

Dieses Ziel hatte sich ein Manager vor Kurzem in einem meiner Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung gesetzt. Gesagt, getan. Ich lud den Mann ein, es umgehend mit den Seminarteilnehmern einmal auszuprobieren.

Mal abgesehen von der Handvoll naturgegebener Charismatiker schaffen es die Wenigsten, immer sofort die volle Aufmerksamkeit zu bekommen. Die Frage ist nicht so sehr, WIE ich dieses Ziel erreichen kann – wobei es dafür ein paar hilfreiche Methoden gibt – sondern viel eher, WARUM ich dieses Ziel erreichen möchte.

Sicher ist es keine günstige Ausgangsposition, mit einer Ansprache anzufangen, während sich die Zuhörer weiter unterhalten und keiner Notiz vom Redner nimmt. Ob aber meine Position als Führungskraft dadurch angezweifelt wird, dass meine Mitarbeiter im Montagsmeeting noch ihren Satz beenden, anstatt sofort zu verstummen, halte ich für fragwürdig.

Spannend ist herauszufinden, welche Werte hinter diesem Wunsch stehen, wie derjenige sich selbst und die Welt sieht. Spannend ist auch die Wirkung, die jemand damit erzielt. Respekt ist es nicht notwendigerweise. Manchmal eher Angst. Vielleicht sogar Ablehnung. Zumindest, wenn der Chef im Stechschritt und mit Kasernenton erwartet, dass Alle strammstehen.

Wer gesehen werden will, muss selbst erst einmal sehen. Und zwar aktiv hinschauen, mit voller Aufmerksamkeit. Die Zeit, die es braucht, um mit allen Blickkontakt aufzubauen, ist gut investiert, denn ohne tragfähige Beziehungsebene lassen sich Andere nur schwer überzeugen.

Der Manager in meinem Coaching-Seminar hat seinen Wunsch reflektiert: Das Grundbedürfnis „Wahrgenommen werden“ bleibt, das Verhalten wird jedoch in Zukunft ein anderes sein. – Das Feedback sicher auch!