Sobald Menschen hören, dass ich auch Business-Etikette-Seminare gebe, reagieren sie auf die gleiche Weise: „Oha, jetzt müssen wir uns aber benehmen!“ Doch es geht weniger um antrainierte Artigkeit. Was unter der Oberfläche der Knigge-Regeln liegt, ist eine zwischenmenschliche Notwendigkeit: Wertschätzung gegenüber Menschen und Meinungen. Und das ist eine Haltungsfrage, sowohl auf der persönlichen als auch auf der organisatorischen Ebene.

Die Unternehmenskultur gibt Aufschluss über den „Reifegrad“ der Business-Etikette. Das wird schon deutlich, wenn ein Bewerber oder Kunde das erste Mal Kontakt mit einer Firma aufnimmt. Reaktionszeit, Ansprache und Empfängerorientierung weisen darauf hin, welcher Wert dem Kontakt beigemessen wird. Und selbst bei gut geschulten Mitarbeitern kann der Kunde erkennen, wie der Hase wirklich läuft. Körpersprache, Tonfall und Atmung verraten, wie authentisch jemand ist. Kleine Gesten machen den feinen Unterschied und sind oft wirkungsvoller als teure PR-Maßnahmen, um Kunden und Fachkräfte zu gewinnen.

Stellen Sie sich vor, Ihr Vertriebsmitarbeiter Herr Schulze-Schmitz umwirbt penetrant einen Interessenten. Als dieser partout nicht anbeißen will, bedankt er sich nicht souverän für das Gespräch, sondern reagiert beleidigt und arrogant. Nun ist der Interessent aber Mitglied in einem Wirtschaftsverband und dort berichtet er von seinen negativen Erfahrungen mit Ihrer Firma. Ihre Firma? Ja, denn Ihr Mitarbeiter repräsentiert Ihr Unternehmen nach außen. Die Folge: ein Imageschaden, der erhebliche finanzielle Einbußen nach sich ziehen kann. Langfristig ist ein System immer nur so stabil wie das kleinste seiner Teile. Und das kann durch ein gezieltes Coaching oder Training unterstützt werden.

Der perfekte Umgang mit Gläsern und Besteck ist lediglich die Spitze des Eisbergs. Unter der Oberfläche liegt weitaus mehr: der wertschätzende Umgang mit Menschen.